In den Krisenländern Irland, Griechenland und Spanien sind die Lohnstückkosten massiv gesunken. Ökonomen bewerten dies als ersten Erfolg der Sparpolitik dieser Länder. Gleichzeitig sind die Arbeitslosenzahlen dramatisch gestiegen. Der Zusammenhang ist offensichtlich: die hohe Arbeitslosigkeit führt dazu, dass die von den Betrieben gezahlten Löhne sinken. Denn der einzelne Arbeitnehmer ist bereit, weniger Lohn zu beziehen, um eine Arbeit zu bekommen oder seine Stelle zu behalten, beziehungsweise die Gewerkschaften sind mit Nullrunden und sogar Lohnrückgang einverstanden, um Aufträge und Arbeitsplätze zu sichern.
Was die Betriebe (und deren Aktionäre) erfreut und laut Volkswirtschaftlern die Krisenstaaten im globalen Wettbewerb kompetitiver macht, ist das selbe Spiel, das wir schon von der Bankenrettung kennen: Profite werden privatisiert, hier durch Absenkung des Lohnniveaus, während die Kosten auf die Allgemeinheit abgewälzt werden, hier auf die staatliche Arbeitslosenunterstützung und Sozialhilfe.
Arcelor-Mittal, Luxguard, Cargolux und andere: auch in Luxemburg verspüren wir den Druck auf die Löhne und Arbeitsplätze, messbar an den Abzugsdrohungen der Betriebe und dem Anstieg der Arbeitslosenstatistiken. Und dies ist wohl erst der Anfang, denn die Lobbyisten des Finanzsektors stoβen ins gleiche Horn. So lange sich die europäischen Staaten mit dem Argument der Kompetitivität von den internationalen Konzernen erpressen und gegeneinander ausspielen lassen, wird die Allgemeinheit für die sozialen Folgen zahlen müssen, während die Investoren immer sattere Gewinne einfahren.
Auch um dem entgegen zu treten, brauchen wir ein starkes, vereinheitlichtes Europa: nicht ein Europa der Konzerne, sondern ein Europa der sozialen Mindeststandards und der gemeinsamen Steuerpolitik.