Renten : Lügen in die eigene Tasche

Eine wirkliche Reform des Rentensystems wird es nicht geben, denn zu zögerlich sind die Ansätze. Unsere Regierung folgt nur dem europäischen Diktat nach längerer Lebensarbeitszeit, ohne darüber nachzudenken, ob dies aus gesundheitlichen Gründen bei den Beschäftigten oder aus Gründen des Jugend- und Profitwahns bei den Betrieben, überhaupt möglich sein wird.

Reformwillen zeigt man dadurch, dass man ohne Tabus erst einmal alles zur Debatte stellt, worauf dann eine breite öffentliche Diskussion stattfindet. Dies geschah in der Rentenfrage keineswegs, denn die Regierung hat alle Alternativen blockiert. So wurde etwa den Arbeitgebern schon im Dezember 2010 versprochen, es gäbe für sie mit dieser Regierung keine Erhöhung der Sozialbeiträge. Schlimmer aber ist, dass die angestrebte “Reform” von falschen Prämissen ausgeht, um das System quasi unverändert in die nächste Dekade zu retten.Sindim Schnitt der nächsten 50 Jahre jährlich 1,5% Anstieg der Beschäftigten und 3% Wirtschaftswachstum realistisch? Und sind sie überhaupt wünschenswert?

Ich bin ja nicht oft mit Herrn Mersch von der Luxemburger Zentralbank einer Meinung, aber er kann mit Zahlen belegen, was ich ahne. Durch den Wegfall des E-Commerce nach 2015 und durch die zunehmende Regulierung der Finanzmärkte, aber auch die kommende europäische Homogenisierung der Betriebssteuern in den EURO-Ländern, ist schon im jetzigen Jahrzehnt ein mittleres jährliches Wachstum von 3% nur ein Wunschtraum. Was das angenommene Arbeitsplatzwachstum von 1,5% angeht, so führte das in 25 Jahren von jetzt 350.000 zu 500.000 Beschäftigten und in 50 Jahren zu einer Verdoppelung auf über 725.000 Beschäftigte. Wo sollen alle diese Menschen arbeiten, wohnen, leben? Wie sollen sie sich bewegen? Wieviel Landverbrauch verträgt das kleine Luxemburg? Wollen wir den 700.000-Einwohner-Staat in 25 Jahren ? Und wie bewältigen wir ihn?

Oderwird es doch nicht dazu kommen, weil diese Wachstumsannahmen unrealistisch sind? Dann ist klar, dass wir in die ominöse “Rentenmauer” knallen, denn die jetzt noch sicheren Renten werden ab dem nächsten Jahrzehnt auf sehr wackligen Füßen stehen, wenn wir uns weiter in die eigene Tasche lügen, weil wir uns einer tiefgreifenden Reform verschließen.

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