Trotz der graduellen Unterschiede haben Irland und Luxemburg so manches gemein. Auch wenn bei uns die Uhr noch nicht auf fünf vor zwölf steht, so sollten wir doch aus den irischen Fehlern die wichtigen richtigen Lehren für Luxemburgs Zukunft ziehen.
Irland hat als Niedrigsteuerland viele Betriebe zu sich gezogen und somit Arbeitsplätze geschaffen. Das war gut in Zeichen der Hochkonjunktur, aber in Krisenzeiten ist der irische Staat nun handlungsunfähig, weil die wenigen Steuereinnahmen eingebrochen sind. Doch gerade jetzt bräuchte der Staat Steuergelder, um die Arbeitslosen und die Wirtschaft zu stützen und so zu verhindern, dass die einheimische Wirtschaft kollabiert. Dies zeigt, dass es ein großer Fehler ist, einen Staat nach den Idealen der liberalen Wirtschaft zu führen und auf Teufel komm raus kompetitiv zu sein wollen. Ein Staat sollte eher antizyklisch vorgehen: in guten Zeiten Steuern abschöpfen, um Reserven für schlechtere Tage zu bilden.
Genau wie Luxemburg ist Irland sehr vom Bankensektor abhängig. Gerade wegen der niedrigen Steuern wurden viele toxische Papiere in den irischen Banktöchtern globaler Finanzmultis angehäuft. Durch die Finanzkrise bricht nun das irische Kartenhaus zusammen. Die Heuschrecken jedoch ziehen weiter – etwa nach Singapur – und lassen nicht nur die Iren, sondern alle Europäer die Zeche zahlen.
Wir Luxemburger sollten dringend aus der irischen Misere lernen und uns anstrengen, um von unserer starken Abhängigkeit von der Finanzindustrie wegzukommen. Denn je höher wir wachsen, desto tiefer riskieren wir zu fallen.