Das Modell der Gesundheitskasse an sich ist nicht krank, sie leidet jedoch daran, dass sie als Selbstbedienungsladen verstanden wird. Darum ist eine grundlegende Reform seit Jahren überfällig. Anstatt lautstark ihre Pfründe zu verteidigen und von den anderen Opfer zu verlangen, täten alle Beteiligten der Gesundheitsquadripartite gut daran, gemeinsam den Gürtel enger zu schnallen.
Der Staat will in Zukunft der Gesundheitskasse auch noch die stetig steigenden Mutterschaftsausgaben aufbürden, obwohl dies ja keine Krankheit ist: eine billige Kürzung des staatlichen Sozialbudgets auf Kosten der Beitragszahler. Die Arbeitgeber hingegen wollen ganz aus der Gesundheitskasse ausscheren: kein Problem, wenn im Gegenzug eine „Maschinensteuer“ eingeführt wird, die auf der Nettowertschöpfung basiert, die Betriebe ohne Zuhilfenahme von Arbeitskräften erwirtschaften.
Medikamentenverkäufer, Arztpraxen, Labors und Spitäler sind teilweise zu undurchsichtigen Gelddruckmaschinen verkommen, die sich in der Gesundheitskasse bedienen, ohne aber die angemessene Qualität zu liefern: da muss massiv Remedur geschaffen werden. Und auch viele Versicherte benutzen ungeniert die Kasse bei Krankschreibung und Ärztehopping: da gilt es wie bei allen Ausgaben, strengere Regeln und Kontrollen einzuführen, sowie Synergien in den Abläufen freizulegen.
Das Wegoperieren aller Auswüchse wird wehtun, aber das Aussitzen der Probleme ist keine Option mehr. Der Gesundheitsminister muss nun endlich seine Verantwortung übernehmen und einschneidend gegenüber den vier Partnergruppen der Gesundheitskasse vorgehen, dies ist schließlich sein Job.