Falls unser Rentensystem nach den aktuellen Regeln weitergeführt wird, werden wir es innerhalb der nächsten 30 Jahre an die Wand gefahren haben. Denn unsere heutige Rentengesetzgebung ist alles andere als nachhaltig und gleicht eher einem Madoffschen Pyramidensystem. Dies, weil unsere Rentenkalkulation von der Annahme unbegrenzten Wachstums ausgeht: um das System aufrecht zu erhalten, müsste unsere Wirtschaft auch über die nächsten 30 Jahre um 4% durchschnittlich wachsen; dabei müssten die heimischen Arbeitsplätze von jetzt 350.000 auf über 1 Million steigen !
Da die Bäume nicht in den Himmel wachsen, sind die langanhaltenden fetten Jahre mit jährlichen Wachstumsraten zwischen 2% und 8% wohl endgültig vorbei. Falls dieses unwahrscheinliche Szenario dennoch eintreten sollte, erfasst einen das nackte Grauen, wie unser Land wohl bei über einer Million Arbeitsplätze in 2040 aussehen und funktionieren sollte. Deshalb muss jetzt, in einer Situation mit noch vollen Reserven, das sehr kurze historische Zeitfenster genutzt werden, um das System grundlegend zu reformieren. Dabei geht es übrigens keineswegs darum, die zu schröpfen, die bereits lange Beitragszeiten geleistet haben, sondern Ziel ist, das System auch für die jetzigen und zukünftigen Aktiven zu erhalten. Die Beiträge müssen deshalb von heute 24% – je ein Drittel Arbeitnehmer, Arbeitgeber und Staat – auf rund 30% steigen. Die Renten müssen weider indexiert bleiben, jedoch von der Produktivitätssteigerung der Aktiven entkoppelt werden.
Gleichzeitig muss das öffentliche Rentensystem weg von einer Vollkasko-Mentalität, die heutzutage dazu führt, dass ein Beitragszahler, der 40 Jahre lang auf dem Maximum des 5-fachen Mindestlohns eingezahlt hat, Anrecht auf über 7.000 Euro an monatlicher Pension hat. Eine solch hohe Leistung entspricht nicht der sozialen Funktion des öffentlichen Pflichtregimes. Deshalb sollte ab sofort die Höchstbeitragsgrenze auf den 3,5-fachen Mindestlohn begrenzt werden, was der sozialen Aufgabe einer Grundversorgung im Alter gerecht wird und immerhin noch eine Maximalpension von über 4.000 Euro nach sich zöge. Wer mehr verdient als der 3,5-fache Mindestlohn und eine höhere Rente als die gesetzliche will, sollte sich zusätzlich privat versichern, was ja auch steuerlich gefördert wird.