Die misslungene Kopenhagener Weltkonferenz war aus klimapolitischer Sicht eine Schande. Das Nicht-Resultat aus netten Reden und schönen Absichten kam zustande, weil sich hier jede Menge westlicher Staatschefs mit ewiggestrigen Ansichten zum Plausch trafen, ohne den ernsthaften Willen, unsere Welt nachhaltig zu verändern.
Man kann noch nachvollziehen, dass die Schwellen- und Entwicklungsländer Angst vor verbindlichen Klimazusagen haben: diese Staaten haben nicht nur einen viel geringeren CO2-Ausstoß pro Kopf als die westlichen Industrienationen, sie bangen auch um ihre wirtschaftliche Entwicklung, die ihrer so zahlreichen Bevölkerung einen bescheidenen Wohlstand bringen soll, eine Perspektive, die sie nicht den egoistischen Westlern opfern wollten. Denn die von den westlichen Industrienationen – nur versprochenen – zu wenige Milliarden Kompensationen stellen nur klimaschützerische Feigenblätter dar.
Die USA zelebrierten in Kopenhagen einen seit längerem angebahnten Schulterschluss mit China. Da die meisten Bereiche der US-Industrie am Boden liegen – siehe Automobilsektor – weil die Betriebe Geld vorzugsweise an die Aktionäre verteilt haben anstatt in Anlagen und Innovation zu investieren, zwangen die Washingtoner Lobbyisten ihren Präsidenten dazu, nur keine Vebindlichkeiten einzugehen. So können die US-Investoren wahlweise in den Staaten mit veralteten Anlagen massiv CO2 in die Luft pusten oder aber ohne Umweltauflagen in China produzieren lassen: so oder so ist die Dividende gesichert.
Die allermieseste Figur aber gaben die Europäer ab, indem sie einfach wegduckten, als es darum ging, historische Weitsicht zu zeigen. Die Mitte-Rechts-Regierungen, die in den meisten europäischen Ländern und auch in den EU-Institutionen das Sagen haben, scherten sich keinen Deut um die Zivilgesellschaft, die verbindliche Klimaziele wollte, sie machten durch ihr Abtauchen das Spiel der europäischen Industrielobby. Dadurch hat Europa es verpasst, eine klimapolitische Vorreiterrolle zu übernehmen, um so gerade seiner Industrie durch die Umstellung auf Umwelttechnologien einen globalen Wettbewerbsvorsprung zu verschaffen. Wieder einmal haben Politiker ohne Rückgrat aber mit ewiggestrigen Ansichten eine einmalige Entwicklungschance vertan, nicht nur für Europa.