Das Wort „Wachstum“ steht in großen Lettern auf der Titelseite des neuen deutschen Koalitionsvertrags. Ein Bekenntnis, das auch der luxemburgische Wirtschaftsminister und die DP mit beiden Händen unterschreiben, um nur diese zu nennen. Wachstum kann aber nicht mehr das alleinseligmachende Credo sein, denn die Bäume wachsen nicht in den Himmel, sprich Wachstum bis ans Ende aller Tage ist nicht möglich auf einem Planeten mit endlichen Ressourcen.
Unbegrenztes Wachstum hat bis jetzt nur dies bewirkt: ungebremste Plünderung der Ressourcen unseres Planeten, unbekümmerte Ausbeutung unserer Mitmenschen in der 3. Welt und kurzsichtige Nichtachtung der künftigen Erdenbewohner. Ungehindertes Wachstum beschwört immer wieder Krisen herauf: nicht nur der Finanzen und der Wirtschaft, sondern auch Kriege um Rohstoffe wie Öl und Wasser, Flüchtlingsströme und Kindersterben.
Nach der aktuellen planetarischen Krise so weitermachen wollen wie bisher, mit denselben Rezepten die sich als falsch erwiesen haben, ist globaler Selbstmord. Wir brauchen nun nicht mehr Quantität sondern Qualität, wir benötigen anstatt Wachstum Entwicklung, nachhaltige Entwicklung. Das Bruttoinlandsprodukt und seine prozentualen Steigerungen sagen nichts aus über das Wohlbefinden der Menschen, Geld ist zwar umwandelbar in viele materielle Güter, kann aber nicht etwa Natur, Gerechtigkeit oder Gesundheit kaufen.
Wir brauchen deshalb eine Budgetisierung und Abrechnung der öffentlichen und privaten Aktivitäten, die auch die immateriellen Werte und deren Verbrauch berücksichtigt: wieviel Wald haben wir unwiederbringlich zubetoniert, wiewenig kümmern wir uns um die Menschenrechte und das gesundheitliche Wohlergehen anderer Völker, wieviel haben wir aus kurzsichtigen und egoistischen Gründen zur Klimaveränderung beigetragen? Die Sicht durchs Guckloch des Wachstums zum eigenen Nabel hat ausgedient, eine globale Perspektive verlangt nach einer reellen Politik der nachhaltigen Entwicklung.